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Hallo,
bin Besitzer eines Pro Flight Throwers von Cold Steel und bin immoment dabei, einen Half Spin Throw zu trainieren, das Problem ist aber, dass ich mit der Russischen Methode dieser Website irgendwie nicht wirklich klar komme, das Messer dreht sich immer mehrere Male. Könnte mir jemand eine präzisere Anleitung zu dieser Wurfmethode geben bzw. eine andere Methode für das Half Spin Throwing?
Danke,
Jens
Von Michael_Pahl am Montag, den 16. Juni, 2008 - 21:11:
Hallo Jens,
die Beschreibung des Russen ist tatsächlich ein wenig "esoterisch".
Das mit "Wellen" kannst du getrost vergessen.
Für diese Methode ist nicht jedes Messer gleich gut geeignet.
Die Pro Flight Throwers sowieso nicht.
Ausserdem kann ich die Methode nicht empfehlen.
Aber wenn es sein muss:
der eigentliche Trick besteht darin, den Daumen (oder für ganz weite
Entfernungen den Zeigefinger) auf den Klingenrücken zu legen.
Die Spitze des Daumens (oder Zeigefingers) sollte mindesten auf dem
Messerschwerpunkt liegen (oder sogar noch etwas darüber hinaus),
so dass ziemlich "viel Messer" in der Hand verschwindet.
Beim Werfen macht der Arm keinen Bogen, sondern die ganze Bewegung
ist mehr ein "Schieben" des Messers nach vorne.
Zur Illustration siehe die Zeichnung bei
http://www.lancercouteaux.info/
(beachte die gerade Linie auf der sich das Messer bewegt)
Dabei läßt du das Handgelenk bei Beginn der "Schiebung" nach hinten geknickt
und lässt das Messer aus der Hand gleiten (also nicht schleudern).
Während der ganzen Bewegung drückst du mit den Daumen (oder Zeigefinger)
leicht auf den Messerrücken.
Wenn du alles richtig machst, rotiert das Messer sehr langsam.
So kann man durchaus bis 10m mit einer halben Umdrehung werfen.
Allerdings muss man trotzdem je nach Entfernung die Umdrehung steuern.
Je mehr Kraft du beim "Schieben" aufwendest und je stärker du mit
Daumen (oder Zeigefinger) drückst, desto langsamer dreht das Messer.
Das ganze Verfahren braucht aber für einigermaßen respektable Ergebnisse
ziemlich viel Übung und Gefühl.
Viel Spaß, Michael
Von Jens am Donnerstag, den 19. Juni, 2008 - 15:56:
Danke für die Antwort Michae.
Das Pro Flight Thrower ist also demnach zu lang für den Wurf , oder? Mit welchem Wurfmesser würde das denn am besten gehen, muss es einfach nur klein sein oder auch andere Kriterien erfüllen? Also für den Wurf des Russen sollen sie ja möglichst das Hauptgewicht am griff haben, welche Kriterien muss das Messer denn für den Wurf in dieser franz. Seite erfüllen?
lg,
Jens
Von Michael_Pahl am Donnerstag, den 19. Juni, 2008 - 22:45:
Hallo Jens,
erstmal viel Blabla, das Wichtige für Dich kommt weiter unten.
Die Methode des Russen und des Franzosen beruht auf demselben
Prinzip. Der Russe beschreibt nur die Armbewegung so, dass man
mehr "Kraft" aus der geraden Bewegung holt. Die "Welle" wird sozusagen
entlang der "Geraden" ausgeführt und führt zum Schluss erst in die
Schiebebewegung über.
Dass das Gewicht am Griff ist, spielt keine so große Rolle.
Wenn der Schwerpunkt so verteilt ist, dass er mehr Richtung Hand
liegt wenn man das Teil in der Hand hat, hat man subjektiv ein schlechteres Gefühl
für die Kontrolle beim Werfen.
Das kannst Du ganz einfach mit einem Schraubenzieher mit sehr schweren Griff
ausprobieren.
Einmal Griff anfassen und einmal Klinge und auf eine Blechdose in mindestens 5m Entfernung
werfen. Garnicht probieren ob er steckt, sondern einfach nur zielen.
Wird der Schraubenzieher an der Klinge gepackt, geht's irgendwie besser.
Kannst auch mal probieren eine Handaxt an der Klinge zu packen und zu werfen.
Bei der Axt liegt ja der Schwerpunkt voll im Metall und damit voll in der Hand wenn
Du so werfen würdest. So triffst Du wahrscheinlich garnichts.
Das liegt daran, dass man das Gewicht des Messers oder Wurfgegenstandes besser
spürt wenn der Schwerpunkt weiter aussen liegt.
Du musst das Gewicht in der Hand spüren können damit du Kontrolle ausüben kannst,
ansonsten weißt du nicht was du tust. Einfach mal eine kleine Nagelfeile werfen, dann weißt
du was ich meine.
Das absolute Gewicht spielt also keine so große Rolle, sondern nur ob du das Gewicht
spüren kannst oder ob es sich so anfühlt als ob du nichts in der Hand hälst.
Je mehr du übst, desto feiner wird dein Gefühl und irgendwann spürst Du auch eine
Nagelfeile, aber bis dahin ist noch viel Praxis nötig.
Messer, die das Gewicht näher am Griff haben (im allgemeinen alle Messer mit Griffschale,
also die meisten Wurfmesser NICHT), lassen sich also allgemein besser werfen,
wenn man sie an der Klinge anfasst.
Bei Wurfmessern ist der Schwerpunkt meist ziemlich genau in der Mitte.
Wenn sie dann auch noch genügend lang sind, sind sie gleichermaßen gut mit
Griff oder Klinge zu werfen.
Diese ganzen Ausführungen gelten hauptsächlich für die Wurftechnik "angepasste Anzahl Umdrehungen
für bestimmte Entfernungsbereiche", im folgenden abgekürzt mit VU.
Bei der Wurftechnik nun "stets halbe (oder garkeine) Umdrehung bei jeder, auch sehr
weiter Entfernung", im folgenden abgekürzt mit HU, spielen allerdings noch weitere,
teils widersprüchliche Kriterien ein Rolle.
Je leichter das Messer ist, desto schneller kannst du es mit deiner zur Verfügung stehenden
Kraft beschleunigen. Je schneller das Messer fliegt, desto mehr Entfernung legt es zurück
mit derselben Drehung. Vereinfacht gesagt: richtig d'raufhauen und du kannst 6m mit
halber Umdrehung werfen.
Das funktioniert allerdings nur, wenn das Messer bis zum Schluss richtig gehalten wird
und SAUBER aus der Hand gleitet.
Während des Gleitens drückt der Zeigefinger oder Daumen leicht auf die Klinge. Je nach Druck rotiert das Messer
mehr oder weniger nach Verlassen aus der Hand.
Ist das Messer aber zu leicht, können schon geringste Störungen das Messer zum Kippen bringen und so
unkontrolliert drehen lassen. Störungen sind zum Beispiel klebrige Klingen durch Verschmutzung oder
zuviel Handschweiß (das reicht tatsächlich schon) oder rutschige Klinge durch Nässe oder zu
kalter Hand (kein Handschweiß).
Also: schweres Messer gleitet gut, leichtes Messer läßt sich schneller werfen.
Damit ausserdem das Messer gut gleitet, sollte der drückende Finger möglichst
auf eine gerade Klinge drücken. Dein Pro Flight Thrower hat aber eine Kurvenform als Klinge.
Das Messer rotiert umso langsamer, je näher der Finger auf dem Schwerpunkt liegt.
Ist das Messer zu lang, muss sehr "viel" der Messer aus der Hand gleiten bevor es die
Hand verlässt. Das erhöht die Zeit für Fehler.
Ein Beispiel für ein geeignetes Messer für HU siehe
"Roy Hutchisons nicht-drehende Wurfmesser" auf Seite
http://www.messerwerfen.de/selbst_gemachte_wurfmesser.html
Wenn du die Fotos des Russen Fedin nochmal anschaust, siehst Du auch wie er seinen
Zeigefinger auf die gerade Seite seiner (Hibben-) Wurfmesser hält.
http://www.messerwerfen.de/wellen-wurf.html
Noch eine kurze Bemerkung zur "Fedin-Welle"
Die "Welle" ist nur eine Zusatzbewegung von Schulter und Ellenbogen, damit
die "Schiebebewegung" organischer und schneller ausgeführt werden kann.
Fazit:
Das Messer sollte also für die HU-Technik
- nicht zu schwer aber "fühlbar" sein
- nicht zu lang oder zu kurz, sodass Du es gemäß der Technik
überhaupt so in der Hand halten kannst.
Mehr kann ich nicht sagen, musst du ausprobieren was am besten für
dich geht und ist eine ganz persönliche Sache was Dir am besten liegt.
Noch 'nen Fazit.
Wenn Du bis hierher gelesen hast, warst Du sehr geduldig und lernbegierig.
Ich könnte mich noch darüber auslassen, warum diese Technik eigentlich
nicht so toll ist. Aber ich will Dich nicht noch mehr langweilen.
Aber ich empfehle Dir, auf diese Technik später zurückzukommen,
wenn Du deine Messer mit der VU-Technik (statt HU) beherrscht.
Das geht wesentlich schneller, macht mehr Spaß und es lässt sich auch
was treffen.
Gruß Michael