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Wurftechniken, die nicht auf Entfernungen abgestimmt sein müssen

Messerwerfen.de Forum: Der Wurf: Wurftechniken, die nicht auf Entfernungen abgestimmt sein müssen
  Von klingelbart am Sonntag, den 5. April, 2009 - 18:58:

Hallo
Ich werfe zur Zeit recht erfolgreich mit dem Hammergriff und der üblichen Technik (also immer die selbe Bewegung, die bei einer exakt abgemessenen Entfernung mit einem bestimmten Messer funktioniert)
Mein Ziel ist es jetzt, eine Technik lernen, die von der Entfernung unabhängig ist! Doch bin ich mir nicht ganz im klaren wie diese Technik ausschauen soll, bzw. ob soetwas überhaupt möglich ist.
Mein Problem bei der Informationsbeschaffung ist, dass ich überall etwas anderes lese und ich nicht weiß, wem ich glauben soll. Die verschiedensten Griffhaltungen und Techniken werden immer als das "einzig wahre" propagiert.

Soweit ich das verstanden habe, gibt es gundsätzlich 2 Techniken, die einen Wurf auf eine nicht abgemessene Entfernung ermöglichen:

- NO SPIN (d.h. ganz ohne umdrehung, auch spear throw/quater spin genannt)Um diesen No-Spin auszuführen, gibt es wiederum verschiedene möglichkeiten, z.B. den auf dieser Seite erwähnten Wave-Throw: http://www.messerwerfen.de/wellen-wurf.html oder etwa diese Möglichkeit: http://www.throwzini.com/no-spin-technique.html

- HALF SPIN (d.h. man wirf immer eine halbe Umdrehung, die je nach Entfernung eben langsamer/schneller ausgeführt werden muss)siehe auch http://www.throwzini.com/half-spin-technique.html

War das soweit richtig? Gibts noch was zu ergänzen?

So, und jetzt möchte ich bitte eure Meinung wissen, welche dieser Techniken die einfachste und am besten funktionierende ist! Sehr gern würde ich eure Meinungen zu den drei oben erwähnten Links hören. Ich würde mich auch über Anleitungen/Links/Erfahrungsberichte/persönliche Meinungen zu diesem Thema freuen!

Vielen Dank, wenn sich jemand mit meinem Problem befasst! (ich bin auch jederzeit über icq erreichbar, wenn jemandem das lieber ist: 224-495-175)


  Von Michael_Pahl am Sonntag, den 5. April, 2009 - 22:16:

Hallo Klingelbart,

die einfacherer Technik von No-Spin und Half-Spin ist Half-Spin.
No-Spin würde ich erst lernen, wenn du Half-Spin einigermaßen beherrscht.

Im Prinzip ist beides dasselbe. Das Prinzip ist bei jeder Entfernung immer mit
derselben Umdrehung zu werfen. Ob No-Spin, Half-Spin (oder, auch noch selbe Taktik,
immer eine volle Umdrehung) ist dabei egal.

Die Idee dahinter ist:
da das Messer nur minimal dreht, ist die Spitze des Messers
über eine weite Wegstrecke der Flugbahn sehr lange vorne. Bei No-Spin theoretisch
die ganze Zeit (wie bei einer Lanze), bei Half-Spin mindestens die Hälfte der Wegstrecke.

Tatsächlich dreht sich auch bei No-Spin das Messer mindestens eine viertel Umdrehung bei
den von dir gelinkten Wurftechniken.
Ganz ohne Drehung zu werfen wie z.B. einen Speer ist so gut wie unmöglich (führe ich jetzt nicht
weiter aus, einfach mal glauben).

Nun ist es bei dieser Technik der "minimalen Drehung" nicht so wichtig die Entfernung
so genau zu schätzen, allerdings ist es ein Irrtum, dass man überhaupt nicht mehr schätzen
muss. Ein Wurf der mit halber Umdrehung bei z.B. 3m funktioniert, funktioniert nicht bei 4m
mit halber Umdrehung. D.h. du mußt den Wurf anpassen. Du kannst auch 6m oder 10m
mit halber Umdrehung werfen, aber mit jeweils angepassten Wurf.
(Wie man anpasst (Drehung verlangsamt) ist in den Links beschrieben).

Um zu lernen auf was es ankommt, beginnst du am besten mit der Half-Spin Technik.
Wurfmesser sind dafür meist nicht so gut geeignet. Gut gehen kurze, leichte Messer mit
schmaler Dolchartiger Klinge, die den Schwerpunkt mehr im Griff haben.

Wichtig ist, dass du den Daumen (für sehr weite Entfernung vielleicht den Zeigefinger)
auf die Klinge legst. Mit Daumen oder Zeigefinger wird das meiste gesteuert.

Fang bei 3m an bis du diese Entfernung stets sicher mit halber Umdrehung werfen kannst.
Gehe dann einen halben Meter weiter und versuche auch mit halber Umdrehung zu werfen.
Probier aus und experimentiere viel (Krafteinsatz, Griffhaltung, Körpereinsatz usw.)
Die Anweisungen in den von dir angegeben Links verstehst du erst richtig, wenn du
eigene Erfahrungen gemacht hast.

Wenn du einigermaßen konzentriert bei der Sache bleibst, wirst du dich schnell
bis vielleicht 5m mit halber Umdrehung vorarbeiten.
Danach wird es schwierig und Nachschlagen bei
http://www.throwzini.com/half-spin-technique.html und
http://www.messerwerfen.de/wellen-wurf.html ist vielleicht hilfreich.

Wenn dich diese Wurftechnik begeistert kannst du jetzt weitermachen bis
10m mit halber Umdrehung und zwischendurch auf No-Spin umsteigen.

Mich allerdings begeistert diese Wurftechnik aus Gründen, die du beim Üben
sehr schnell merken wirst, nicht.

Allerdings hast du jetzt ein viel besseres Gefühl für Messer und Entfernung.

Da du jetzt weist wie man die Messerumdrehung feinfühling steuert, probier einfach
mal aus bestimmte Entfernungsbereiche mit mehr als eine halbe Umdrehung zu
werfen.
So z.B. 2 Umdrehungen zwischen 4m und 6m oder 1,5 Umdrehungen zwischen
3m und 6m.

Wenn du das kannst, hast du die optimale Kombination und die Vorteile beider
Wurftechniken ("dieselbe Umdrehung für alle Entfernungen" versus "bestimmte Anzahl
Umdrehungen für eine bestimmte Entfernung") vereint und bist der perfekte Messerwerfer.

Viel Spaß,

Michael


  Von klingelbart am Mittwoch, den 8. April, 2009 - 21:16:

Hi Michael
vielen danke für die erklärungen. ich hab schon ein paar würfe getestet und ich denke, ich krieg die technik mit einiger zeit üben vielleicht hin. vielen dank!
mich würde allerdings interessieren, warum dir diese technik nicht gefällt.
grüze klingelbart


  Von Michael_Pahl am Donnerstag, den 9. April, 2009 - 23:13:

Hallo Klingelbart,

tja warum gefällt mir die Technik nicht?
Dafür gibt es viele Gründe.

Hauptsächlich angewendet wird diese Technik hauptsächlich von
Kampfsportlern und Martial Arts Künstlern wie Ninjas und anderen
fernöstlichen Kampfsportlern.

In Westeuropa nennt man die Minimal-Spin Techniken auch oft Military-Style.

Die Techniken des Werfens von Messern entsprechen denen wie
die japanischen oder chinesischen Bo-Shuriken geworfen werden.
Bo-Shuriken sind die Bolzen- oder Nagelartigen im Gegensatz zu
den stern- oder scheibenförmigen Shuriken.

Das ist schon der erste Negative Punkt:
Shuriken sind auf Grund ihrer Form für diese Technik besser geeignet als
Messer. Nur Messer bestimmter Form lassen sich überhaupt vernünftig
so werfen (vernünftig heißt weiter als die üblichen 4m und auch noch
treffsicher).

Tatsächlich können auf Grund von Talent und mächtig langer Übung
manche Leute mit dieser Technik beachtliche Leistungen erzielen, so z.B.
über 10 bis 15m auch noch etwas treffen das nicht größer ist als ein
2x2m großes Brett, allerdings sind dies absolute Ausnahmen.
Allerdings funktioniert dies auch nur, wenn der Werfer weiß wie weit er entfernt
ist und auch nur mit Einwerfen.
Also nicht so wie im Western oder Kungfu-Film, wo der Held aus den Augenwinkeln
den Gegner kommen sieht und aus 10m Entfernung dem Gegner genau ins
Auge wirft.

Meistens werden Bo-Shuriken nur etwa auf kurze Distanz, so 3-4m geworfen.
Absicht der Fernöstlichen Kampfkünstler ist meist auch nur die Schockwirkung
um entweder zu fliehen oder den Gegner zu irritieren.
Leute die real Nahkampf ausüben und etwas von tatsächlichen Kampf verstehen,
also nicht Kampfkünstler, sondern z.B. militärische Sondereinheiten, empfehlen
sowie nicht ein Messer als Wurfwaffe zu verwenden (die wissen schon warum).

Das ist der zweite Punkt:
der Mythos und Bohee der um diese Technik gemacht wird, hat nichts mit
der Realität zu tun.

Der dritte Punkt ist ganz einfach:
um weiter zu werfen als 4-bis 5m ist der Trainingsaufwand unverhältnismäßig
hoch und das Ergebnis nicht zufriedenstellend.

Die Treffsicherheit nimmt dramatisch ab mit der Entfernung. Das hat was damit
zu tun, dass man sich gleichzeitig darauf konzentrieren muss das Wurfgerät
zum Stecken zu bringen und zu treffen. Bei angepaßter Umdrehungszahl bei
der entsprechenden Entfernung steckt das Messer von selbst und ich konzentriere
mich nur auf das Treffen.

Desweiteren stecken die Messer schlechter. Wird mit wenig oder kaum Drehung
geworfen, hat das Messer weniger kinetische Energie (also wenig "Wumms").
Weit geworfen, fliegt das Messer auch unstabil (es "wobbelt") und kann sich
um seine Längsachse drehen (weniger stabilisierender "Kreiseleffekt").
Wenn die breite Seite der Messerklinge parallel zur Drehachse des Messers
liegt und ins Ziel eindringt, "federt" es oft wieder heraus. Außerdem ist
die Gefahr, dass die Spitze des Messers bricht, höher.

Natürlich liegt der Reiz der No- oder Half-spin Technik darin, dass man natürlich
von jeder beliebigen Entfernung (also nicht nur von ausgesuchten Punkten) werfen
kann (mit den oben erwähnten Nachteilen).
Allerdings kann man das mit angepassten Umdrehungszahlen für jede Entfernung auch.

Wenn du mit Half-Spin Technik gelernt hast wie das Messer zu steuern ist,
kannst du problemlos diese Technik mit der "normalen" Technik kombinieren.

Wenn du "stufenlos" von 2 bis 4m mit einer halben Umdrehung und von ca.
2,5 bis 4,5m "stufenlos" mit einer ganzen Umdrehung werfen kannst, bist
du bestens für alle weiteren beliebigen Entfernungen (soweit du werfen kannst)
gerüstet.

So benutze ich zum Beispiel (kommt auch immer auf das Messer an)
2 Umdrehungen zwischen 4,5 bis 5,5m (manchmal auch kürzer oder weiter),
2,5 Umdrehungen zwischen 5,5m und 7m, 3 Umdrehungen zwischen 6,5 und
8m usw.

Auch habe ich keine Probleme z.B. 4m mit halber, ganzer, 1,5 oder 2 Umdrehungen
zu werfen. Das ist allerdings nur so zum Spaß, meist nehme ich 1ne oder 1,5 Umdrehungen,
je nach Messer.


Aber wie gesagt, ist alles persönlicher Geschmack. Probier einfach aus, was Dir
am besten liegt und für gut funktioniert.

Gruß Michael